Dezember, 2013 | Investorenbrief | Share on: LinkedIn

Rückblick

2013 war das Jahr der Aktienmärkte. Die Aktien waren der leuchtende Stern am Anlegerhimmel. Sie verzeichneten auf breiter Front starke Kursgewinne, durchschnittlich um die 20 Prozent – hatten aber wenig Konkurrenz von andern Märkten.

Warum das Jahr 2013 aber trotzdem ein herausforderndes und keineswegs einfaches Jahr aus Sicht der Anleger war, versuchen wir nachfolgend darzulegen:

 

Politik und Zentralbanken

Das Marktgeschehen des vergangenen Jahres wurde dominiert durch politische Einfluss- nahme und Interventionen der Zentralbanken. Als der US-Notenbank Chef Ben Bernanke im vergangenen Mai dem US-Kongress seinen Halbjahresbericht vorlegte, fand sich darin die Aussage, die Fed werde ihr Programm reduzieren («to taper»), sobald der US-Arbeitsmarkt eine nachhaltige Besserung zeige. Diese Aussage löste einen Rückgang der langfristigen Kurse von US-Staatsanleihen aus und beendete ihre seit Jahrzehnten andauernde langfristige Hausse.

In vielen Schwellenländern löste diese Anpas- sung massive Verkäufe aus, insbesondere in jenen Ländern, die sowohl Haushalts wie auch Leistungsbilanzdefizite aufweisen.

Die Industrieländer waren auch 2013 weitgehend mit dem Schuldenabbau beschäftigt, welcher 2008 seinen Ursprung findet. In den USA scheint der Schuldenabbauprozess im Privatsektor vor dem Abschluss zu stehen; die Hauspreise sind bereits spürbar gestiegen. Die Verschuldung des öffentlichen Sektors bleibt hoch, doch solange der US-Dollar weiterhin die Währungsreserve der Welt ist, besteht für die USA nur wenig Druck von aussen, etwas an ihrem Haushaltsprofil zu ändern. In der Eurozone hat der Finanzsektor beim Schuldenabbau noch einen langen Weg vor sich, doch die staatliche Sparpolitik wird gelockert und belastet das Wirtschaftswachstum und das Vertrauen in die Politik nicht mehr so stark. In Japan geht die Regierung offensiver denn je vor, um die seit fast 20 Jahren andauernde Wirtschaftskrise zu beenden, und kombiniert dazu aggressive geld- und fiskalpolitische Anreize mit Strukturreformen.

Bei unserer Makro-Prognose lagen wir 2013 mit unserer Einschätzung nur beschränkt richtig. Treffsicher waren wir mit unserer Konjunktureinschätzung einer besseren Entwicklung der Weltwirtschaft als im Vorjahr.

 

Emerging Markets

Für die Emerging Markets haben wir ein stärkeres Wachstum als in den Industriestaaten erwartet. Im Jahr 2013 haben die meisten Aktienmärkte der Industrieländer deutlich zugelegt, während die Emerging Markets zum Teil signifikante Einbussen erlitten. Ein paar Schwellenländer schlugen sich hingegen besser als beispielsweise die USA oder Deutschland. Die BRIC-Staaten hinkten aber erneut hinterher.

Massgeblich für das Wohl und Wehe der Weltwirtschaft und der Emerging Markets bleibt China. «Wenn China hustet, bekommt die ganze Welt einen Schnupfen», sagt Aktienstratege Dennis Nacken von der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors. In diesem Jahr kränkelte das Reich der Mitte, die Wirtschaft wuchs so schwach wie zuletzt 1990. Immerhin kam die Konjunktur im dritten Quartal wieder in Fahrt. Die chinesische Börse ist in diesem Jahr weitgehend auf der Stelle getreten. Der Hang-Seng-Index notierte dieses Jahr plus minus Null.

Zum grössten Sorgenkind der BRIC-Staaten hat sich Brasilien entwickelt. Trotz Fussball-WM 2014 und Olympischen Spielen 2016 hat die Wirtschaft in diesem Jahr nur um rund zwei Prozent zulegen können. Die Inflationsrate ist indes weiter auf über sechs Prozent geklettert trotz Interventionen der Zentralbank. Die Landeswährung Real hat massiv an Wert ver- loren. Kein Wunder, dass der brasilianische Leitindex Bovespa um rund 20 Prozent nachgab.

Auch in Russland steppt der Bär nicht mehr. Die Moskauer Börse hat in diesem Jahr rund acht Prozent verloren. Wegen des schlechten Investitionsklimas haben ausländische Anleger Milliarden an Geldern abgezogen. Auch wirtschaftlich kommt Russland nur schleppend voran. In diesem Jahr wird das Land voraussichtlich nur noch um 1,8 Prozent wachsen. Der IWF prophezeit gar lediglich ein Plus von 1,5 Prozent. Die maue Konjunktur macht auch dem Rubel zu schaffen. Die Währung gab deutlich nach.

 

Rohstoffe

Schliesslich hat sich auch unsere Rohstoffprognose als falsch erwiesen. Bereits vor einem Jahr waren die Rohstoffe aus unserer Sicht deutlich hinter den Aktienmärkten zurückgeblieben. Die Schere zwischen beiden Anlageklassen hat sich aber nicht wie von uns erwartet geschlossen, sondern ist noch weiter aufgegangen.

 

Edelmetalle

Gold und speziell Goldminen wurden nicht als sicheren Hafen gegen Krisen und Inflation gesehen. Erstmals seit zwölf Jahren haben Investoren mit ihren Goldkäufen Geld verloren, und das nicht knapp. Derzeit kostet die Feinunze etwa ein Viertel weniger als zu Jahresanfang. Damit kommt eine faszinierende Goldhausse zu einem vorläufigen Ende. Sie trieb den Preis von 252 Dollar im Jahr 2000 auf 1900 Dollar im Jahr 2011. Im vergangenen Jahr konnte Gold den Absturz noch vermeiden, doch dieses Jahr kam es besonders hart. Die Entspannung in der Euro-Krise und die deflationären Tendenzen machte Gold, das immer in turbulenten Zeiten gefragt ist, unattraktiv. Hinzu kamen die hohen Kursgewinne am Aktienmarkt. Grossanleger wie Hedge Funds sahen sich genötigt umzuschichten, um nicht zu viele Gewinnmöglichkeiten zu verpassen. Die Folge: Indexfonds, die den Goldpreis nachbilden und mit echtem Gold hinterlegt sind, drückten mit ihren Verkäufen den Preis nach unten. Physische Transaktionen wurden zu einem Premium abgewickelt.

Als im Frühjahr die Debatte über eine Verringerung der Anleihekäufe der amerikanischen Notenbank Fed einsetzte, stiegen plötzlich die Renditen für langlaufende Anleihen. Das ist Gift fürs Gold. Denn das Edelmetall wirft keine Zinsen ab wie eine Anleihe. Anleger profitieren nur vom Ansteigen des Goldpreises. Je höher die Zinsen, desto mehr Geld fliesst in festverzinsliche Anlagen. Der künftige Gold- preis hängt daher auch von der weiteren Zinsentwicklung ab. Und da sich Silber und zum Teil auch die anderen beiden Edelmetalle Platin und Palladium an der Entwicklung des Goldpreises orientieren, ist die Zinshöhe für alle Edelmetalle von Bedeutung.

 

Anleihen und Zinspolitik

Bei den Anleihen lagen wir mit unserer neutralen Einschätzung in einem engen Rahmen zur tatsächlichen Entwicklung.
Die internationalen Anleihemärkte haben 2013 drei unterschiedliche Phasen des Handelsgeschehens durchlaufen. So bestand in den ersten vier Monaten des Jahres ein freundliches Umfeld, bei dem die Renditen langlaufender Staatsanleihen bester Bonität mehrmals auf sehr niedrige Niveaus zurückgingen. Ausgelöst durch bessere Konjunkturdaten und der von der US-Notenbank Fed angestossenen Diskussion über perspektivisch reduzierte Fed-Wertpapierkäufe und damit über den beginnenden Ausstieg aus der ultralockeren US-Geldpolitik setzte dann Anfang Mai ein Zinsanstieg ein, der den Grossteil der Marktteilnehmer veranlasste eine Zinswende zu propagieren. In der Tat stieg der US-10J- Zins bis zur ersten Septemberhälfte um 140 Basispunkte auf 3.00%, was fast einer Verdoppelung des Zinsniveaus entsprach. Danach stoppte der Zinsanstieg und kehrte sich ein Stück weit um, was neben gesunkenen Inflationsraten und einer doch eher bescheidenen Wachstumsdynamik vor allem auf die Unsi- cherheiten in den USA bezüglich des Haushalts und der Schuldenobergrenze sowie die zumindest aufgeschobene Drosselung der Fed- Wertpapierkäufe zurückzuführen war. Der 10J-Zins sank in den USA bis Mitte November wieder um ungefähr 30 und in Deutschland um 35 Basispunkte.

Es ist festzuhalten, dass ein wesentlicher Ein- flussfaktor für den Anleihemarkt die unkonventionelle und extrem expansive Geldpolitik (Quantitative Easing QE) insbesondere der Fed, aber auch aller massgeblichen Notenbanken war und ist. Dies gilt aber nicht nur für die Festzinspapiere sondern für die Finanzmärkte überhaupt. So hat die im Juni aufgekommene Erwartung, dass die US-Notenbank im Herbst ihre monatlichen Wertpapierkäufe von 85 Milliarden US-Dollar etwas zurückführt, ausgereicht, um alle Assetklassen unter Verkaufsdruck zu bringen. Und umgekehrt war die Entscheidung der Fed im September, die QE- Politik vorerst ungedrosselt fortzusetzen der Startschuss für eine Kursrallye in alles Assetklassen. Dies belegt, dass die Finanzmärkte am Tropf des billigen Geldes der Notenbanken hängen, und zwar angesichts der weltweit konzentrierten aggressiven Geldpolitik in diesem Ausmass ohne historisches Vorbild.

Im Euro-Raum hat die Notenbank-Politik entscheidend dazu beigetragen, dass sich seit September 2012 eine deutliche Stimmungsberuhigung hinsichtlich der europäischen Schuldenkrise eingestellt hat. Mit seiner EZB-Aussage, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen zu kaufen, hatte EZB-Präsident Draghi hier die Weichen gestellt. Bislang wurde diese Aussage von den Finanzmärkten nicht getestet. Man hat sich im Gegenteil angesichts des starken politischen Willens zur europäischen Ein- heitswährung weitgehend davon verabschie- det, auf das Auseinanderbrechen der Währungsunion zu setzen. In der Folge haben sich die Zinsspreads der Krisenländer tendenziell verringert.

Inzwischen ist die Rezession in den meisten Ländern im Euro-Raum zu Ende und die konjunkturelle Situation verbessert sich in den Krisenländern. Daher ist momentan kein erneutes unmittelbares Aufkeimen der Schuldenkrise zu erwarten. Diese Krise ist aber nach wie vor ungelöst. Ihre eigentliche Ursache ist die fehlende Wettbewerbsfähigkeit der vorherigen Abwertungsländer, die erst nach einem mehrjährigen schmerzhaften Anpassungsprozess hergestellt werden könnte, wenn überhaupt. Denn es ist sehr fraglich, ob die dafür notwendige Reformbereitschaft in den Krisenländern vorhanden ist und anhält. Es scheint wohl eher eine Frage der Zeit zu sein, bis die innereuropäischen Probleme wieder hochkochen und das Thema Schuldenkrise vielleicht schlagartig wieder auf die Tagesordnung der Finanzmärkte zurückkehrt. Auslöser hierfür könnten beispielsweise soziale Unruhen oder politische Umbrüche in einem der Krisenlän- der sein.

 

2014

Für 2014 erwarten wir ein leicht höheres Wirt- schaftswachstum und damit seitwärts tendie- rende bis leicht steigende Aktienmärkte. Die Zinsen werden auf sehr tiefem Niveau bleiben. Anleger müssen sich rascher und flexibeler auf Veränderungen der kurzfristigen Marktbedingungen einstellen.

Lesen Sie dazu unseren Ausblick 2014.