Das Jahr 2014
Outlook
Sehr geehrter Investor
Mit Blick auf das neue Jahr ist es für Anleger sinnvoll, eine Bestandesaufnahme der laufenden strukturellen Umgestaltungen und Neuerungen vorzunehmen und ihre strategischen Portfoliopositionen neu auszurichten. Mit diesen beiden Zielsetzungen haben wir unsere langfristige Asset Allocation genauer untersucht.
Es steht aus unserer Sicht ausser Frage, dass sich selbst in der umgestalteten Welt, in der wir seit der Lehman-Pleite leben, an den Grundregeln der Vermögensverwaltung nichts geändert hat. Im Fokus steht die Risikomini- mierung durch Diversifikation ohne dabei die erwartete Rendite zu verringern. Bei der Diversifizierung sollen auch die Fremdwäh- rungsengagements abgesichert werden. Wäh- rungen tragen in der Regel nur wenig zur Performance bei. Durch eine Absicherung kann ein Anleger das zusätzliche Risiko minimieren, ohne dabei auf Rendite zu verzichten.
Das leicht höhere aber unterdurchschnittliche Wirtschaftswachstum und die expansive Geldpolitik der Zentralbanken sprechen weiterhin für Anlagen in Aktien und Unternehmensanleihen statt für Liquidität und erstklas- sige Anleihen. Den Anlegern raten wir daher im Allgemeinen weiterhin sowohl Anleihen als auch Aktien in ihrem Portfolio zu halten. Das Ende der quantitativen Lockerung wird zu steigenden Anleihenrenditen führen, was sich auf die mit Anleihen erzielbaren Renditen niederschlagen wird.
Unternehmensanleihen und Anleihen aus Schwellenländern
Lösungsansätze für diese Problemstellung können Investitionen in Unternehmensanleihen aus Industrieländern sowie in Anleihen aus Schwellenländern sein, die unserer Ansicht nach in jedes gut diversifizierte Portfolio gehören. Unserer Meinung nach werden sich diese Anlagen in den kommenden Jahren besser entwickeln als Staatsanleihen und Anleihen von erstklassigen Schuldnern. Letztere bieten allerdings weiterhin Schutz und Diversifikation.
Die wichtigen Industrieländer sind daran interessiert, die Zinsen von Staatsanleihen tief zu halten. Dies hilft ihnen, Defizite abzubauen und der Wirtschaft Auftrieb zu verleihen. Unseres Erachtens können sich die wenigsten Industriestaaten einen Zinsanstieg leisten, da dadurch ihre Haushalte weiter aus dem Gleichgewicht geraten und die Nachhaltigkeit der Verschuldung gefährden würden. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Leitzinsen niedrig bleiben werden.
Aktien
Für die Aktienmärkte bedeutet dies nicht automatisch gute Nachrichten. Die Bewertun- gen, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, befinden sich am oberen Ende der historischen Spanne und lassen sich nur halten, wenn die Gewinndynamik erhalten bleibt. Daran haben wir unsere Zweifel angesichts eines weltweit verhaltenen Konsumwachstums. Zudem gibt es 2014 Risikofaktoren, die einen zwischenzeitlichen Kurseinbruch, der über die rein technischen 5% bis 10% hinausgeht, nicht unwahrscheinlich machen. Dazu gehören vor allem politische und fiskalische Krisen. Die Vorzeichen dafür sind in Frankreich und Italien nach wie vor gegeben. Aber auch eine Wiederholung des unwürdigen Schauspiels der Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA stimmt nachdenklich.
Schliesslich werden Anleger nach annualisierten Renditen von über 15% bei globalen Aktien und rund 20% bei Hochzins-Unternehmensanleihen in den vergangenen fünf Jahren ihre Renditeerwartungen nach unten schrauben müssen. Das Wirtschaftswachstum und das Gewinnwachstum haben sich nicht gleich entwickelt.
Das Sentiment für Aktien ist dennoch positiv und blendet die angesprochenen Risikofaktoren aus. Würde einer der genannten Faktoren eintreten, wäre hohes Enttäuschungspotenzial vorhanden. Wir prognostizieren für 2014 seitwärts tendierende oder leicht steigende Aktienkurse. Wir erwarten, dass die Aktienrenditen in den nächsten Jahren im höheren einstelligen Bereich pro Jahr liegen werden. Insgesamt erscheint das Umfeld für risikobereite Anleger positiv.
Zinsen
Von der Zinsseite wird für die Aktien- und Rohstoffmärkte unserer Meinung nach wenig Gegenwind erwartet. Insbesondere die länger laufenden US-Anleihen haben einen guten Konjunkturverlauf voll eingepreist, die Zinsstruktur ist im historischen Kontext sehr steil. Die Bedingungen für erste Leitzinsschritte nach oben sind noch nicht erfüllt. Die Inflationsraten werden sich aufgrund fehlender Kaufkraft und fehlenden Auftriebs bei den Rohstoffpreisen weiterhin deutlich unter den Zielmarken befinden. Wir sehen für 2014 bei der US-Notenbank keine Zinsschritte. Vor diesem Hintergrund dürften die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen rückläufig sein.
Im Euroraum war die Notenbank zuletzt noch mit einer Leitzinssenkung beschäftigt. Die EZB möchte sich nicht dem Vorwurf aussetzen, den Euro trotz deutlich gefallener Inflationsraten im globalen Abwertungslauf der asiatischen Währungen zu stark für die Euro-Peripherieländer gehalten zu haben. Für das Jahr 2014 wollen wir negative Geldmarktsätze nicht ausschliessen – in der Schweiz haben wir diese bereits 2013 gesehen. Der verzweifelte Schwenk der EZB zu einer expansiven Geldpolitik sollte die Renditen 10-jähriger deutscher Bundesanleihen auf unter 1.5% zurückbringen. Die starken Tage des Euro sind vor diesem Hintergrund gezählt.
Rohstoffmärkte
In den vergangenen zwei Jahren haben die Rohstoffmärkte deutlich underperformt. Die Triebkräfte dieser Baisse – ein hohes Angebotswachstum, negative Roll-Renditen und eine verhaltene Konjunkturentwicklung – werden in 2014 teilweise wegfallen. Rohstoffe sind zudem relativ attraktiv gegenüber Aktien und Anleihen gepreist.
Für das Jahr 2014 gibt es aus der reinen Mikrosicht wenig überzeugende Long-Kandidaten.Bei den Metallen steht Blei ganz vorne auf unserer Favoritenlisten. Ebenfalls eine stark überdurchschnittliche Kursentwicklung trauen wir Palladium zu. Die Autokonjunktur in den für Palladium massgeblichen Märkten in China und den USA zeigte sich in den letzten Monaten robust, Europa erholt sich von tiefem Niveau. Eine Entwicklung die auch 2014 anhalten sollte. Auf der Angebotsseite bleibt die Palladiumproduktion aufgrund politischer Unruhen und Streiks unter Druck, sodass in 2014 das fünfte Marktdefizit in Folge ver- zeichnet werden dürfte. Charttechnisch läuft der Palladium-Preis in ein Dreieck hinein, aus dem er nach unserer Analyse nach oben ausbrechen wird.
Bei den Edelmetallen Gold und Silber läuft der Bärenmarkt in 2014 allmählich aus. Den negativen rohstoffspezifischen Faktoren (physische Überschüsse, Produzentenhedging, Abflüsse aus ETF’s) steht eine Reihe positiver Makrofaktoren (keine Zinswende, negative bis neutrale Realzinsen, hohe Staatschuldenquoten) entgegen, sodass langfristig orientierte Käufer auf tieferem Niveau wieder zugreifen sollten. Wir erwarten im Jahresverlauf 2014 zunächst noch tiefere Kurse, zum Jahresende 2014 dann wieder mit Kursen zwischen 1’200 und 1’250 USD je Feinunze. Beim Gold- und Silber- Ratio sehen wir keine signifikante Bewegung.
Fazit
Unser Hauptszenario ist ein fortgesetzter aber moderater Konjunkturaufschwung, der sich jedoch im Jahresverlauf 2014 wieder etwas abschwächt. Das Wirtschaftswachstum bleibt unterdurchschnittlich und die Inflation gering. Anleger müssen sich rascher und flexibeler auf Veränderungen der kurzfristigen Marktbedingungen einstellen. Langfristig bietet ein breit diversifiziertes Portfolio eine gute Mischung aus verschiedenen Anlageklassen, die sich über verschiedene Marktzyklen hinweg gegenseitig ausgleichen können. Mit unserer strategischen Asset Allocation streben wir nach optimalen Risiko-Rendite-Verhältnissen, die der beschriebenen Dynamik Rechnung trägt.