Januar, 2013 | Investorenbrief | Share on: LinkedIn

Das Jahr 2013

 

Outlook

Sehr geehrter Investor
Wir können leider nicht mit einem Blick in die Glaskugel die Zukunft an den Finanz- und Kapitalmärkten voraussagen. Grundsätzlich werden aber die kommenden Jahre durch einen globalen, langatmigen und schwierigen Prozess des Schuldenabbaus geprägt sein. Das Wachstum in den Industrieländern wird weiterhin eher schleppend verlaufen.
Weitere Sparmassnahmen sorgen dafür, dass wir für 2013 eine Zunahme der Volatilität an allen Märkten (Aktien, Anleihen, Edelmetalle, Rohstoffe) erwarten. Das Kräftemessen zwischen dem deflationären Bereinigungsdruck und der inflationären Notenbankpolitik könnte neue Höhepunkte erfahren. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir allen Anlegern ihren Vorhaben mit Bescheidenheit und einer breit diversifizierten Anlagestrategie über alle Anlageklassen entgegenzutreten. Anlegern mit dem Ziel Kaufkrafterhalt empfehlen wir möglichst staatsunabhängige und real-basierte Anlagen. Dies sind insbesondere Sachwerte wie Aktien, Immobilien oder Edelmetalle.

 

Europa – die EZB im Fokus

Die Politiker der Euroländer haben beschlossen, dass kein Land zahlungsunfähig werden und den Euroraum verlassen darf. Damit wird die Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft zu einer Schulden- und Transferunion. Da die Staatskassen leer sind und die Verschuldung hoch, muss auch hier die Zentralbank gezwun- genermassen die Dinge richten. Anstatt die Schuldenländer durch interne Abwertung wieder wettbewerbsfähig werden, werden Kredite aufgenommen, um Staatsausgaben und privaten Konsum zu finanzieren. Zu den vorherrschenden Zinsen lässt sich dies aber durch den Markt nicht finanzieren. Die EZB muss also diesen Part ebenfalls übernehmen.
Somit wird in der Eurozone die Unsicherheit rund um die Schuldenkrise und die Entschuldungsmassnahmen auch im Jahr 2013 weiter anhalten.
Deutschland wird auch zukünftig der Wirtschaftsmotor der Eurozone bleiben. Aufgrund des zerbrechlichen Umfelds aber, dürfte das Wachstum kaum mehr als 1% betragen. In Deutschland steht im September 2013 die Bundestagswahl an. Aufgrund dessen erwarten wir keine neuen nennenswerten Massnahmen zur Bekämpfung der Schuldenkrise. So dürfte auch Griechenland im 2013 weiter der Eurozone angehören. Ein langfristiger Austritt Griechenlands aus der Eurozone schliessen wir deswegen dennoch nicht aus. Für Spanien sieht die Situation weiterhin schwierig aus. Spanien muss weitere Haushalteinsparungen von 4% des Bruttoinlandprodukts (BIP) erreichen, um seine Finanzen nachhaltig sanieren zu können. Die Renditen der Anleihen werden unserer Ansicht nach weiter steigen, was Spanien zwingen wird, den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) um Hilfe zu bitten. Dies wird dem Land aber nur für kurze Zeit etwas Spielraum für die Umsetzung der erforderlichen Reformen verschaffen.

 

USA

Wie die Vergangenheit gezeigt hat, haben geldpolitische Massnahmen einen beschränkten Einfluss auf die Realwirtschaft. Aufgrund der leeren Staatskasse und hoher Budgetdefizite bleibt der US Regierung nicht viel anderes übrig, als durch eine Geldschwemme die Wirtschaft vor einem Abgleiten in eine Rezession zu bewahren.

U.S._Monetary_base
US Geldmenge M0 seit 1970

Der Überfluss an Liquidität wirkt sich früher oder später negativ aus und kann die Ursachen der schwachen Wirtschaft und die Überschuldung der öffentlichen Hand nicht beseitigen. Entgegen der Erwartungen haben die Konsumentenpreise bisher nicht auf die Geldschwemme reagiert, wie die nachstehende Grafik zeigt.

Ausblick2013

Dieser Umstand wird von den Regierungen und Zentralbanken verharmlost. Ein starkes Ansteigen der Konsumentenpreise ist angesichts unausgelasteter Kapazitäten und stagnierenden Einkommen nicht zu erwarten. Die mit der Geldmengenausweitung verbundenen Tiefstzinsen treiben immer mehr private wie institutionelle Anleger aus festverzinslichen Anlagen in besser rentierende Aktien oder Immobilien. Gefährlich wird dieser Effekt, wenn dieser die grosse Masse der Anleger erkannt hat. Es wird zu einer generellen Flucht in Sachwerte kommen, wobei Edelmetalle im Zentrum stehen werden.

 

Globales Wachstum

2013 dürfte das Wachstum weltweit besser ausgerichtet sein als in den vergangenen Jahren. Dank der Unterstützung der Zentralbanken sind die Anlageperspektiven gut und die Börsen dürften von reichlich vorhandener Liquidität und niedrigen Kapitalkosten profitieren. Das neue Börsenjahr steht also unter guten Vorzeichen.

 

Anleihen – auf der Suche nach Rendite

Im festverzinslichen Bereich drängen sich weiterhin Investment-Grade-Unternehmensanleihen und Unternehmensanleihen aus Schwellenmärkten auf. Obwohl die Teuerung moderat ist und wohl auch bleiben wird, hat die Geldschwemme die Renditen von Staatsanleihen sogar noch unter die Konsumteuerung geführt. Das zeigt, dass man mit mündelsicheren Papieren eine negative Realverzinsung erzielt. Hinzu kommt, dass es immer offensichtlicher wird, dass Staatsanleihen wohl nie zurückbezahlt, sondern durch Inflation systematisch entwertet werden.

 

Aktien – ein erfreuliches Jahr

Die von den Notenbanken betriebene lockere Geldpolitik schafft ein günstiges Umfeld für Aktien. Zudem sind Aktien hinsichtlich der langfristigen Bewertungskennzahlen attraktiver als Anleihen. Wir sehen Aktien in erster Linie als Beteili- gungspapiere und verfolgen einen unternehmerischen Anlagestil. Angesichts der extrem tiefen Zinsen sind Aktien in den letzten Jahren aber vermehrt von ertragsorientierten Anlegern gekauft worden. Da kein Ende der Tiefzinsphase absehbar ist, wird sich dieser Trend wohl fortsetzen. Wir werden dem dadurch Rechnung tragen, dass wir eine Auswahl von Renditetiteln regelmässig besprechen.

 

Emerging Markets

Eine spezielle Kategorie bilden Aktienanlagen aus Schwellenländern (Emerging Markets). Während Corporate Investors das Potenzial der Schwellenländer längst erkannt haben und sich auf diese Länder konzentrieren, üben sich Portfolio Investoren (noch) in Zurückhaltung. In den Schwellenländern insgesamt dürfte das Wachstum 2013 stärker ausfallen als in den Industrieländern. Des Weiteren dürfte die Inflation gering bleiben, da die Energie- und Nahrungsmittelpreise unseres Erachtens weniger Druck auf die Inflationsindizes ausüben werden. Diese makroökonomischen Faktoren sowie die attraktiven Bewertungen werden die die Schwellenländeraktien auch 2013 stützen. Darüber hinaus ist eine Verbesserung der Bonitätskennzahlen für die meisten Schwellenländer zu erwarten.

 

Edelmetalle

Gold ist seit Urzeiten der sichere Hafen gegen Krisen und Inflation. Neben den Aktien ist dem Gold nach wie vor ein privilegierter Platz in der Asset Allocation einzuräumen. Es bildet den ultimativen Schutz gegen die Abwertung der Währungen und das Risiko eines Vertrauensverlustes in das Papiergeld, ein mit der gegenwärtigen Geldpolitik unweigerlich einhergehendes Phänomen. In der Regel bewegt sich der Goldpreis gegenläufig zum US-Dollar. Trotz der USD-Abschwächung nach der Ankündigung von QE3 driftete auch der Goldpreis leicht ab, was ungewöhnlich ist und den Gerüchten Nahrung gibt, dass die grossen US-Investmentbanken den Goldmarkt manipulieren.
Bei Silber ist die Situation etwas anders. Im Gegensatz zu Gold gibt es nur sehr geringe Lagerbestände. Das Angebot ist nicht preiselastisch, da Silber mit Ausnahme nur weniger Minen als Beiprodukt zu Kupfer und anderen Metallen gefördert wird. Die Nachfrage kommt vor allem aus der Industrie. Die Zentralbanken sind nicht interessiert und Hortungskäufe sind sehr volatil. Weil es praktisch keine Lagerbestände gibt, kann ein spekulativer Nachfrageschub zu massiven Preisausschlägen führen. Langfristig bewegen sich Gold und Silber wie siamesische Zwillinge.

Ausblick2013-2

Auch Gold und Goldminenaktien bewegen sich gleichläufig, wobei erfahrungsgemäss Minenaktien eine doppelt so hohe Volatilität wie das physische Metall aufweisen. Diese Gesetzmässigkeit scheint seit der globalen Finanzkrise 2008 nicht mehr zu funktionieren.

 

Fazit

Beratungsbedarf besteht nicht nur bei der Aufteilung der Anlageklassen (Asset Allocati- on) oder der Auswahl der einzelnen Produkte, auch das Verständnis von Risiko muss neu definiert werden. Die Gewichtung von Geld- und Sachwerten muss daher in den erwarteten volatilen Märkten neu überdenkt werden. Wichtig hierbei ist, Anleger für den Risikobegriff zu sensibilisieren. Dabei geht es nicht nur um Volatilität, sondern auch um Ausfallrisiken bei Anleihen. Denn es ist klar, ein Portfolio mit 100% Anleihen, ist kein konservatives, mündelsicheres Portfolio mehr. Wir können mit unserer Fachkompetenz und unserer Erfahrung dazu beitragen, durch eine sinnvolle und massgeschneiderte Portfolio-Zusammensetzung für unsere Anleger die Folgen von Risiken zu minimieren. Wichtiger als die regionale Nähe der Anleger zu ihrem Berater ist die mentale Nähe, also die berühmte Chemie, die passen sollte. Daraus erwächst das Vertrauen der Anleger, dass sie auch in schwierigen Phasen mit gutem Rat sicher begleitet werden.
Das neue Jahr beginnt so wie das alte Jahr endete. Eine Lösung der Schuldenkrise ist nicht in Sicht, die Politik kauft mit immer mehr gedrucktem Geld und Zahlungsversprechen Zeit. Fatalerweise wird die gewonnene Zeit nicht genutzt, um die Probleme anzugehen. Die konkrete Umsetzung von Finanz-Repressions-Massnahmen wird weiter voranschreiten, so dass für Investoren neben der Renditegenerierung der Schutz ihres Kapitals vor staatlichen Zugriffen und Enteignungen einen hohen Stellenwert einnimmt.